Tag 01 : Lhasa - Ankunft
Ankunft am internationalen Flughafen von Lhasa.
Begrüßung durch unseren örtlichen Partner und Transfer zum Hotel. Zeit
zur Akklimatisierung und zu ersten Ausflügen in die Umgebung. Übernachtung
in Lhasa.
Tag 02 : Lhasa
Besichtigungen in Lhasa.
JOKHANG TEMPEL, das "Haus des Herrn": Der Jokhang ist nicht nur das
religiöse Zentrum von Lhasa, sondern auch der höchstverehrte Tempel
im gesamten tibetischen Kulturbereich und einer der Höhepunkte einer
jeden Tibetreise. Im Tempelführer, den der 05. Dalai Lama herausgegeben
hat, heißt es: "Wenn man dieses Tempelkloster mit all den Kultobjekten
darin einmal sieht, wird die Gefahr einer schlimmen Wiedergeburt beseitigt.
Wenn man es zweimal sieht, erlangt man die Verkörperung als Deva oder
Mensch und kann die Erlösung erreichen. Wenn man es dreimal sieht, tilgt
man die drei schlimmsten Gifte aus der Seele." Die Gründung des Klosters
geht zurück auf das 6. Jahrhundert und unter dem 5. Dalai Lama im 17.
Jahrhundert erhielt der Jokhang sein heutiges Aussehen mit neuer Eingangsfront
und vier vergoldeten Kupferdächern. Nur einige Holzschnitzereien an
den Eingängen zu den Kapellen, auf einigen Pfeilern und an den Enden
einiger Träger stammen noch aus dem 7. Jahrhundert. Anlässlich des Monlam
1927 soll ein mongolischer Lama aus Sera das Rad der Lehre mit den Gazellen
und die beiden vergoldeten Siegesbanner auf dem Dach gespendet haben.
Etwa 70 Mönche betreuen heute das Heiligtum. Ihre Hauptaufgabe besteht
darin, die Massen der Pilger zu beaufsichtigen und die Spenden entgegenzunehmen.
PARKHOR MARKT, wo das alte Tibet lebt: Es sind die großen Patrizieranwesen,
die sich aus massiven Granitsteinen zu dreistöckigen burgenartigen Gebäuden
erheben. Die Adligen und andere Würdenträger, die in den Anwesen residieren,
lassen ihre Handelsgeschäfte durch Agenten mit ihren Verkaufsständen
erledigen, damit sie sich "den wichtigen Dingen des Lebens" widmen können.
Die Handelsbeziehungen zahlreicher Kaufleute aus Lhasa reichen weit
über die Grenzen Tibets hinaus bis China, Indien, Vorderasien und Turkestan.
Die Hauptmasse der auf dem Markt verhandelten chinesischen und japanischen
Waren kommt heute auf dem Seeweg über Singapur und Kalkutta (Kolkata).
Da die Männer viel unterwegs sind, liegt fast der gesamte Kleinhandel
in den Händen der Frauen, die es dann auch meisterhaft verstehen, ihren
Rosenkranz abwechseln als Gebetsschnur oder Rechenmaschine zu benutzen
und dem wirtschaftlichen Leben der tibetischen Hauptstadt eine eigene
Note zu verleihen. Auf der Parkhorstraße kann man so ungefähr alles
kaufen, was das Herz begehrt. Neben japanischen Dutzendwaren gibt es
Wolle, Seiden, Brokat- und Pulostoffe, Teppiche, Pelze, Medizinkräuter,
Moschusstoff, alle Arten Lebensmittel, chinesische Delikatessen, Gold-
und Silberarbeiten, Gebetsmühlen, Rosenkränze, Butterlampen, Schwerter,
Dolche, parfümierte Seifen, Whisky, Creme de Menthe - und selbst deutsches
Exportbier der Schlüsselbrauerei zu Bremen. Die Geschäfte vollziehen
sich stets in einem ruhigen und gemächlichen Tempo. Oft sieht man achtbare
Geschäftsfrauen, die sich die Köpfe gegenseitig in den Schoß legen und
sich stundenlang zu wechselseitiger Jagd und Körperpflege zusammenfinden.
Der heilige Parkhor ist also nicht nur Stätte emsiger handwerklicher
Betätigung, sondern zugleich auch des intimeren Familienlebens der einfachen
Bevölkerungsschichten.
DREPUNG, der "Reishaufen": Neun Kilometer
westlich von Lhasa liegt in einem felsigen Tal nach Norden hin Drepung,
das 1416 von Jamyang Chöje (1379-1449), einem der beiden Lieblingsschüler
Tsongkapas gegründet und von diesem selbst eingeweiht
wurde. Drepung bedeutet "Reishaufen" nach einem Kloster in Südindien,
manche erklären den Namen aber auch mit den vielen weiß gekalkten Gebäuden.
In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde die Anlage unter dem
5. Dalai Lama vergrößert; er regierte von Drepung aus, während der Potala
im Bau was. Viele hohe Lamas studierten hier, darunter z. B. Jamyang
Zhepa, der Gründer von Kloster Labrang im osttibetischen Amdo. Drepung
war das größte und reichste Kloster von Tibet. Vor 1959 wird die Zahl
der Mönche mit ca. 8.000 angegeben, davon 400 Geshes und 50 Inkarnationen.
Bei der Geshe-Prüfung des 14. Dalai Lama zählte man bereits 9.980 Mönche.
Der Abt (Tripa Khenpo) war eine der einflussreichsten Persönlichkeiten,
und während des Monlam-Festes in Lhasa wurde zwei Mönchen aus Drepung
für 21 Tage die Verwaltung der Stadt übertragen. Drepung nahm dank seiner
riesigen Ländereien viele Steuern ein, 300 kleinere Klöster unterstanden
seiner Oberhoheit. 1959 flohen etwa 3.000 Mönche nach Indien, die übrigen
gingen zurück in ihre Dörfer. Drepung hat während der Kulturrevolution
relativ wenige Zerstörungen erlitten. Seit 1980 ist das Kloster wieder
in Betrieb (etwa 500 Mönche). Haupteinnahmequelle ist neben den Spenden
der immer zahlreicher werdenden Pilger ein Obstgarten. Übernachtung
in Lhasa.
Tag 03 : Lhasa
Besichtigungen in Lhasa.
POTALA PALAST, Symbol der Macht: Auch wer den Potala nur von Bildern
kennt, ist überwältigt von diesem mächtigen Bauwerk, dem Symbol weltlicher
und geistlicher Macht. Die Ausgewogenheit in Farbe, Form und Proportionen,
die Monumentalität und die Ausnützung der natürlichen Gegebenheiten
lassen den Betrachter nur staunen. Pilger errichteten an der Stelle,
vor der sie zum ersten Mal nach oft monatelangen Wanderungen seine goldenen
Dächer leuchten sahen, Steinberge und warfen sich zu Boden. Der französische
Missionar Abbé Huc schrieb 1846: "Der Palast des Tale Lama verdient
seinen über alle Welt verbreiteten Ruhm. Er führt
den Namen Buddha La, das heißt Buddha-Berg. Auf einem gewaltigen, von
der Natur gebauten Sockel haben die Verehrer des Tale Lama einen prachtvollen
Palast errichtet, in demselben residiert die Fleisch gewordene, lebendige
Gottheit - Von diesem Heiligtum übersieht man weit und breit die Gegend
und blickt an hohen Festtagen auf die unzähligen Scharen der Andächtigen,
welche aus der Ebene heranziehen und am Fuße des heiligen Berges sich
zu Boden werfen. Von Lah Sa bis Buddha La führen zwei herrliche Baumgänge.
In ihnen sieht man täglich viele fremde Pilger ihrer buddhistischen
Rosenkranz beten, und Lamas vom Hofe in prächtiger Tracht auf reich
angeschirrten Pferden reiten." 1645 begann der 5. Dalai Lama den Bau
des heutigen Potala als Manifestation der neuen Macht der Gelben Kirche.
1653 war der elfstöckige Weiße Palast (Potrang Karpo) fertig, und der
Gottkönig übersiedelte vom Kloster Drepung dorthin. Als 1682 der "Große
Fünfte" starb, hielt der Regent Desi Sangye Gyatso (1653-1705) den Tod
geheim, um den Weiterbau nicht zu gefährden, denn nur die Verehrung,
die die Menschen dem Dalai Lama entgegenbrachten, ließ sie ihre harte
Arbeit widerspruchslos hinnehmen. Einzig der Kammerdiener und ein Mönch,
der ihm ähnlich sah und bei den Zeremonien seine Rolle spielte, waren
informiert. Als der Schwindel 1694 (zwölf Jahre später!) aufflog, waren
der dreizehnstöckige Rote Palast (Potrang Marpo) und auch die Grabkapelle
des "Großen Fünften" fertig. 1959 während des tibetischen Aufstandes
wurde auch der Potala mit Artillerie beschossen, aber nur wenig beschädigt.
In der Zeit der Kulturrevolution stand der Potala unter dem persönlichen
Schutz von Zhou Enlai. Reguläre Truppen schützten ihn vor den Roten
Garden. Im Sommer 1994 wurde eine fünfjährige, von Beijing finanzierte
Restaurierungsphase beendet. Gemälde wurden mit einer Schicht aus farblosem
Lack überzogen, elektrisches Licht wurde installiert. Schon die Zahlen
beeindrucken: Der Potala ist etwa 400 m lang (O-W) und bis zu 117 m
hoch; er bedeckt 130.000 Quadratmeter Fläche, (das entspricht etwa der
Wohnfläche von 1.000 durchschnittlichen Einfamilienhäusern in Westeuropa);
15.000 Säulen tragen die Decken. Die leicht nach innen geneigten Mauern,
die direkt aus dem Felsen zu wachsen scheinen, sind unten bis zu 5 Meter
stark, oben noch zwei Meter. Baumaterialien sind Steine, Holz und Mörtel.
Man goss flüssiges Kupfer in die Fundamente, um die Erdbebensicherheit
zu vergrößern.
SERA, der "Wildrosenhof": Sera ist die jüngste,
der "drei Säulen der Gelben Kirche", es wurde erst 1419 gebaut, im Todesjahr
von Tsongkapa. Gründer war sein Schüler Jamchen Chöje oder Sakye Yeshe
(1355-1435). Dieser gelehrte Mönch besuchte als Vertreter Tsongkapas
dreimal den Ming-Kaiser in China. Daher bestand zwischen Sera und China
eine besondere Beziehung. Sera liegt am Fuß der Berge, fünf Kilometer
nördlich von Lhasa, unterhalb einer Einsiedelei (Sera Utse), in der
Tsongkapa einige Jahre verbraucht hat. Jahrhunderte lang war Sera berühmt
für die Gelehrsamkeit seiner Mönche, aber auch gefürchtet wegen der
Rauflust einer Gruppe von Laienbrüdern (Dob-Dob), die schwere körperliche
Arbeiten verrichteten und eine Art Mönchspolizei bildeten. Von Adligen
wurden Sie als Leibwachen engagiert. Übernachtung in Lhasa.
Tag 04 : Lhasa - Bahnfahrt - Shigatse
Heute morgen Transfer zum Bahnhof und Fahrt mit
dem Zug Z 8801 von Lhasa nach Shigatse. Die Strecke führt entlang des
Yarlung Tsangpo Richtung Westen. Die 248 km lange Strecke führt über
Sherong, Chushui, Nyemo und Rinbung nach Shigatse. Abfahrt um 09.00
Uhr, Ankunft um 12.09 Uhr.
Besichtigungen in Shigatse und Umgebung.
TASHILUNPO, der Segensberg: Es liegt am Südhang des Dromari (Tara-Berg)
am westlichen Ende von Shigatse. Mit rund 600 Mönchen, davon sogar 100
Novizen, Tashilunpo ist heute das Kloster Tibets mit den meisten religiösen
Aktivitäten. Hunderte von Pilgern aus allen Landesteilen und manche
aus Nepal ziehen täglich mit Opfergaben durch die heiligen Räume. Das
Kloster wurde 1447 von Gedundup, dem späteren 1. Dalai Lama, einem Neffen
und Schüler Tsongkapas, gegründet. Gedundup ist auch dort begraben.
Doch trotz dieses bedeutenden Gelbmützenklosters blieb die Provinz Tsang
damals fest in den Händen der nicht reformierten Rotmützen, und die
Äbte mussten mehrmals nach Lhasa fliehen. Erst nachdem der "Grosse Fünfte"
die weltliche Macht in Tibet übernommen hatte, wurde der Einfluss der
Rotmützen gebrochen. Lobsang Chökyi Gyaltsen (1570-1662) erhielt
vom 5. Dalai Lama den Titel Panchen Rinpoche (vierter!). Seine drei
Vorgänger wurden posthum zu Panchen Lamas, einer Inkarnation des Buddha
Amitabha. Das Kloster wurde unter dem 4., 5. und 6. Panchen Lama bedeutend
erweitert.
Übernachtung in Shigatse.
Tag 05 : Shigatse - Rongbuk
Weiter nach Südwesten. An der Strecke Besichtigungen.
Weiterreise zum Kloster Rongbuk. Die Piste führt im Tal des Rongpu Chu
nach Chösang (auch Chodzom). Etwa 6 km südlich von Chösang liegt das
Kloster Rongbuk (4980 m). Seit dem 18. Jahrhundert leben hier Mönche
und Nonnen, die eng mit dem Nyingmapa-Kloster von Mindroling in Zentraltibet
verbunden waren. Am Beginn des 20. Jahrhunderts wurde unter Ngawang
Tenzing Norbu Trulzik Rinpoche (gest. 1940) ein Tempel gegründet. Britische
Expeditionsberichte sprechen von 500 Mönchen und Nonnen, die hier gelebt
haben sollen (dzt. etwa 10 Mönche und 20 Nonnen). In der Kulturrevolution
wurden alle Gebäude bis auf die Grundmauern zerstört. In der kürzlich
renovierten Versammlungshalle können Sie Statuen von Trulzik Rinpoche
und Terdak Lingpa (Gründer von Mindroling) sehen. Übernachtung nahe
dem Kloster.
Tag 06 : Rongbuk - Everest Base Camp - Rongbuk
Exkursion zum Everest Base Camp (5.200 m). Im Jahr
2016 waren die Everest Expeditionen eingestellt wegen eines Unfalls,
der vielen Sherpas das Leben gekostet hat. Dieses Jahr begannen die
Touren wieder. Sehen Sie sich im Camp um und erwarten Sie mehr Menschen
als Sie denken würden. Speziell ganze Gruppen aus Asien allen voran
aus Japan beginnen hier ihren Aufstieg zum Mt. Everest mit einer ganzen
Kolonne von Sherpas. Erleben Sie diese eigenartige Atmosphäre von Erlebnistouristen,
die sich beinahe auf den Berg tragen lassen und dazwischen erfahrene
Hochgebirgskletterer, die natürlich eine ganz andere Route Richtung
Gipfel nehmen. Wenn das Wetter es zulässt sieht man nicht nur den Mt.
Everest (tibetisch Mt. Qomolangma), sondern auch 43 weitere Achttausender
mit dem Mt. Lhotse (6.516 m), dem Mt. Qowowuyag (8.201 m) und dem Mt.
Mayalu (8.473 m). Ein atemberaubender Anblick. Übernachtung nahe Rongbuk.
Tag 07 : Rongbuk - Sakye - Shigatse
Fahrt zurück über die Berge nach Shigatse. Stopp
und Besichtigung an der Strecke.
SAKYA-KLOSTER: Der Mystiker Drogmi, der nach seiner Rückkehr aus Indien
das Hevajra-Tantra in Tibetische übersetzte, war der geistige Ahnherr
der Sakyapa-Schule, des zweiten ins Tibetische übersetzte, war der geistige
Ahnherr der Sakyapa-Schule, des zweiten Reformordens im Tibetischen
Buddhismus nach den Lehren des Atisha folgenden Kadampa-Schule. Ihren
Namen leitet sie vom Kloster Sakya (fahle Erde) ab, das 1073 von Könchog
Gyalpo (1034-1103), einem Angehörigen der lokalen Herrscherdynastie
der Khön und Schüler des Drogmi (Lehrer von Marpa), gegründet wurde.
Die Linie der Khön-Fürsten reicht zurück bis zu den Anfängen des Buddhismus
in Tibet. Khön Palpoche war Minister unter dem zweiten Religionskönig
Trisong Detsen, sein Sohn gehörte zu den ersten sieben Tibetern die
von Padmasambhava zu Mönchen geweiht wurden. Könchog Gyalpo legte später
seine Mönchskleider ab, heiratete und begründete damit die Thronfolge
des Klosters Sakya (keine Reinkarnationsnachfolge!). Die Leitung des
Klosters und später der Schule blieb auf die Mitglieder der Khön-Familie
beschränkt. Der Sohn des Klostergründers Sachen Kunga Nyingpa wird als
erster Sakya-Patriarch verehrt, zwei seiner Söhne wurden Nachfolger
als 2. und 3. Patriarch. Die Würde des Oberhauptes der Sakyapa, die
wegen ihrer Gelehrsamkeit als Emanationen Manjushris angesehen werden,
wird bis zum heutigen Tag vom Vater auf den Sohn oder bei Kinderlosigkeit
vom Onkel auf den Neffen vererbt. Sie wechselt so zwischen zwei Familien,
den Doma Phodrang und den Phuntsok Phodrang. In der Praxis ernannte
der Abt einen für die weltlichen Angelegenheiten zuständigen Regenten.
Am Nachmittag bleibt in Shigatse noch Gelegenheit, die Besichtigungen
von der Hinreise zu vertiefen und die Gegend kennenzulernen. Übernachtung
in Shigatse.
Tag 08 : Shigatse - Gyantse - Yamdrok Tso See
- Lhasa
Weiterreise nach Gyantse.
GYANTSE, der "Königliche Gipfel": Gyantse (3.950 m, 20.000 Einwohner,
ca. 260 km von Lhasa), "Königlicher Gipfel", war einst Tibets drittwichtigste
Stadt am Kreuzungspunkt der bedeutendsten Handelsstraßen von Nepal,
Indien und Bhutan nach Lhasa. Ein hoher Felsrücken mit der Burgruine
teilt Gyantse in zwei Bezirke. Im Westen breitet sich der große Klosterkomplex
und ein Teil der Altstadt mit der breiten Marktstraße aus, im Osten
liegt der kleinere Altstadtteil (meist Bauernhäuser). Die neuen Bauten
der Chinesen bilden einen Ring um die tibetische Stadt. Mehr als in
anderen Städten hat sich in Gyantse das alte Tibet mit seinen geweißten
Häusern und den farbigen Fensterverkleidungen erhalten. Die Marktstraße
zum Palkhor-Kloster (Dzongdun Lam) mit den Geschäften ist heute eines
der schönsten Ensembles des Landes. Jahrhundertelang war Gyantse Tibets
Zentrum für Wollwaren und Webarbeiten (1954 arbeiteten 80 Prozent der
Einwohner in diesem Gewerbe) und Ausgangspunkt für den Export von Schaf-
und Yak-Wolle nach Nepal und später, im 20. Jahrhundert, nach der Younghusband-Expedition,
auch nach Indien. Seit der Schließung der Grenzen 1959 hat Gyantse seine
Bedeutung verloren, nur eine Teppichweberei (Gyantse County Rug Factory)
im östlichen Teil der Stadt nahe der Burg erinnert noch an die alte
Tradition.
PALKHOR-KLOSTER: Der Klosterbezirk Palkhor
oder Palkhor Chöde aus dem 14. und 15. Jahrhundert am Ende der Marktstraße
wirkt wie ein Gegengewicht zum Dzong. Palkhor war keine Klosterstadt
in der Art von Tashilunpo oder Drepung. Palkhor war ein ökomenisches
Zentrum. Innerhalb einer starken Mauer gruppierten sich neben dem Tsuklakhang
und dem Kumbum-Chorten 15 kleine Klöster der verschiedenen tibetischen
Sekten (9 Gelugpa, 3 Sakyapa, 3 Shalupa). Einmalig für Tibet ist, dass
in Gyantse auch die nicht reformierten Orden der Rotmützen noch bis
ins 20. Jahrhundert unterhalten werden durften und dass besondere Festlichkeiten
gemeinsam im Tsuklakhang begangen wurden. Allerdings hatten die Gelbmützen
das Übergewicht, und ein von Lhasa berufener Abt bildete die höchste
Autorität. Im 18. Jahrhundert sollen dort 3.000 Mönche gelebt haben,
später waren es um die 800.
SHALU - Zentrum der Tranceläufer: Das Kloster Shalu wurde schon im 11.
Jahrhundert während der von Westtibet ausgehenden Renaissance des Buddhismus
von einem Adelsgeschlecht gegründet. Später war Shalu abhängig vom mächtigen
Sakya. 1045 verbrachte Atisha, der große Meister aus Bengalen, drei
Monate in Shalu. 1320 kam Butön (1290-1364), einer der größten tibetischen
Schriftgelehrten. Er war verantwortlich für die künstlerische Ausgestaltung
der vier Kapellen im Obergeschoß. Er sammelte alle tibetischen Übersetzungen
der indischen Kommentare zu Buddhas Lehre, ordnete sie und schrieb sie
mit eigener Hand ab (insgesamt 225 Bände!). Er hinterließ darüber hinaus
noch ein 26-bändiges Nachschlagewerk zum tibetischen Buddhismus und
schrieb selbst zahllose Kommentare. Durch seine Auslegung der Schriften
begründete er aufbauend auf der Kadampa- und Sakyapa-Tradition eine
eigene Schule, die Shalupa, deren Verbreitung jedoch auf dieses Gebiet
beschränkt blieb. Sein Hauptwerk ist seine berühmte "Geschichte des
Buddhismus in Indien und Tibet", das die Mönche heute noch zu Studienzwecken
benutzen. Während der Kulturrevolution haben Rotgardisten alle seine
Handschriften verbrannt. Ende des 13. Jahrhunderts wurde das Kloster
"als Paradies des Avalokitesvara" mit Hilfe der mongolischen Kaiser
in China nach einem Erdbeben renoviert und bedeutend vergrößert. Der
von massiven, nach innen geneigten Mauern umgebene Hof ist typisch mongolisch,
die grünen und gelben Glasurziegel und die geschwungenen, übereinander
liegenden Pagondendächer selbst sind chinesisch, während die Wandgemälde
- sie gehören zu den ältesten und schönsten des Landes - stark von nepalesischen
Künstlern am Hofe im heutigen Beijing und Kaschmir beeinflusst sind
und als Vorläufer des späteren Gyantse-Stils angesehen werden. Seit
Butön war Shula auch Ausbildungszentrum für Tranceläufer, die Berichten
zufolge große Entfernungen, ohne jemals anzuhalten oder auszuruhen,
zurücklegen konnten. Dabei durften sie durch nichts gestört werden.
Durch jahrelange Meditation und Konzentration in völliger Abgeschlossenheit
versuchten viele Yogis, die Materie dem Geist unterzuordnen und paranormale
Fähigkeiten zu erlangen. Dazu gehörte das willkürliche Beeinflussen
der Körpertemperatur (Tummo) - dadurch konnten Einsiedler nackt oder
jedenfalls nur leicht bekleidet die Winter im Hochgebirge überleben
(als Abschlussprüfung musste der Yogi auf einem schneebedeckten Berggipfel
zwölf große, nasse Tücher hintereinander auf dem bloßen Körper trocknen)
- und das Aufheben der Schwerkraft (Levitation).
Reise über Land nach Lhasa. An der Strecke traumhafter Ausblick auf
Tibets schönsten See, den türkisblauen Yamdrok Yamtso (Yamdrok bedeutet
Jade, 4.482 m Meereshöhe, 180 qkm) in der Form einer Orchidee oder eines
Skorpions. Eisbedeckte Gipfel bilden die Kulisse: im Westen der 7190
Meter hohe Nayun Kang, im Süden der 7.554 Meter hohe Kula Kangri, Bhutans
höchster Berg. Hier fand 1904 das letzte Gefecht zwischen den britischen
Truppen von Colonel Younghusband und den Tibetern statt. Der Yamdrok
Yamtso gehört mit dem Lhamo Lhatso, dem Nam Tso und dem Manasarovar
zu den vier heiligen Seen Tibets. Übernachtung in Lhasa.
Tag 09: Lhasa - Abreise
Fahrt zum Flughafen von Lhasa.