Tag 01 : Lhasa - Ankunft
Ankunft am internationalen Flughafen von Lhasa.
Begrüßung durch unseren örtlichen Partner und Transfer zum Hotel. Zeit
zur Akklimatisierung und zu ersten Ausflügen in die Umgebung. Übernachtung
in Lhasa.
Tag 02 : Lhasa
Besichtigungen in Lhasa.
JOKHANG TEMPEL, das "Haus des Herrn": Der Jokhang ist nicht nur das
religiöse Zentrum von Lhasa, sondern auch der höchstverehrte Tempel
im gesamten tibetischen Kulturbereich und einer der Höhepunkte einer
jeden Tibetreise. Im Tempelführer, den der 05. Dalai Lama herausgegeben
hat, heißt es: "Wenn man dieses Tempelkloster mit all den Kultobjekten
darin einmal sieht, wird die Gefahr einer schlimmen Wiedergeburt beseitigt.
Wenn man es zweimal sieht, erlangt man die Verkörperung als Deva oder
Mensch und kann die Erlösung erreichen. Wenn man es dreimal sieht, tilgt
man die drei schlimmsten Gifte aus der Seele." Die Gründung des Klosters
geht zurück auf das 6. Jahrhundert und unter dem 5. Dalai Lama im 17.
Jahrhundert erhielt der Jokhang sein heutiges Aussehen mit neuer Eingangsfront
und vier vergoldeten Kupferdächern. Nur einige Holzschnitzereien an
den Eingängen zu den Kapellen, auf einigen Pfeilern und an den Enden
einiger Träger stammen noch aus dem 7. Jahrhundert. Anlässlich des Monlam
1927 soll ein mongolischer Lama aus Sera das Rad der Lehre mit den Gazellen
und die beiden vergoldeten Siegesbanner auf dem Dach gespendet haben.
Etwa 70 Mönche betreuen heute das Heiligtum. Ihre Hauptaufgabe besteht
darin, die Massen der Pilger zu beaufsichtigen und die Spenden entgegenzunehmen.
PARKHOR MARKT, wo das alte Tibet lebt: Es sind die großen Patrizieranwesen,
die sich aus massiven Granitsteinen zu dreistöckigen burgenartigen Gebäuden
erheben. Die Adligen und andere Würdenträger, die in den Anwesen residieren,
lassen ihre Handelsgeschäfte durch Agenten mit ihren Verkaufsständen
erledigen, damit sie sich "den wichtigen Dingen des Lebens" widmen können.
Die Handelsbeziehungen zahlreicher Kaufleute aus Lhasa reichen weit
über die Grenzen Tibets hinaus bis China, Indien, Vorderasien und Turkestan.
Die Hauptmasse der auf dem Markt verhandelten chinesischen und japanischen
Waren kommt heute auf dem Seeweg über Singapur und Kalkutta (Kolkata).
Da die Männer viel unterwegs sind, liegt fast der gesamte Kleinhandel
in den Händen der Frauen, die es dann auch meisterhaft verstehen, ihren
Rosenkranz abwechseln als Gebetsschnur oder Rechenmaschine zu benutzen
und dem wirtschaftlichen Leben der tibetischen Hauptstadt eine eigene
Note zu verleihen. Auf der Parkhorstraße kann man so ungefähr alles
kaufen, was das Herz begehrt. Neben japanischen Dutzendwaren gibt es
Wolle, Seiden, Brokat- und Pulostoffe, Teppiche, Pelze, Medizinkräuter,
Moschusstoff, alle Arten Lebensmittel, chinesische Delikatessen, Gold-
und Silberarbeiten, Gebetsmühlen, Rosenkränze, Butterlampen, Schwerter,
Dolche, parfümierte Seifen, Whisky, Creme de Menthe - und selbst deutsches
Exportbier der Schlüsselbrauerei zu Bremen. Die Geschäfte vollziehen
sich stets in einem ruhigen und gemächlichen Tempo. Oft sieht man achtbare
Geschäftsfrauen, die sich die Köpfe gegenseitig in den Schoß legen und
sich stundenlang zu wechselseitiger Jagd und Körperpflege zusammenfinden.
Der heilige Parkhor ist also nicht nur Stätte emsiger handwerklicher
Betätigung, sondern zugleich auch des intimeren Familienlebens der einfachen
Bevölkerungsschichten.
DREPUNG, der "Reishaufen": Neun Kilometer westlich von Lhasa liegt in
einem felsigen Tal nach Norden hin Drepung, das 1416 von Jamyang Chöje
(1379-1449), einem der beiden Lieblingsschüler Tsongkapas gegründet
und von diesem selbst eingeweiht wurde. Drepung
bedeutet "Reishaufen" nach einem Kloster in Südindien, manche erklären
den Namen aber auch mit den vielen weiß gekalkten Gebäuden. In der ersten
Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde die Anlage unter dem 5. Dalai Lama
vergrößert; er regierte von Drepung aus, während der Potala im Bau was.
Viele hohe Lamas studierten hier, darunter z. B. Jamyang Zhepa, der
Gründer von Kloster Labrang im osttibetischen Amdo. Drepung war das
größte und reichste Kloster von Tibet. Vor 1959 wird die Zahl der Mönche
mit ca. 8.000 angegeben, davon 400 Geshes und 50 Inkarnationen. Bei
der Geshe-Prüfung des 14. Dalai Lama zählte man bereits 9.980 Mönche.
Der Abt (Tripa Khenpo) war eine der einflussreichsten Persönlichkeiten,
und während des Monlam-Festes in Lhasa wurde zwei Mönchen aus Drepung
für 21 Tage die Verwaltung der Stadt übertragen. Drepung nahm dank seiner
riesigen Ländereien viele Steuern ein, 300 kleinere Klöster unterstanden
seiner Oberhoheit. 1959 flohen etwa 3.000 Mönche nach Indien, die übrigen
gingen zurück in ihre Dörfer. Drepung hat während der Kulturrevolution
relativ wenige Zerstörungen erlitten. Seit 1980 ist das Kloster wieder
in Betrieb (etwa 500 Mönche). Haupteinnahmequelle ist neben den Spenden
der immer zahlreicher werdenden Pilger ein Obstgarten. Übernachtung
in Lhasa.
Tag 03 : Lhasa
Besichtigungen in Lhasa.
POTALA PALAST, Symbol der Macht: Auch wer den Potala nur von Bildern
kennt, ist überwältigt von diesem mächtigen Bauwerk, dem Symbol weltlicher
und geistlicher Macht. Die Ausgewogenheit in Farbe, Form und Proportionen,
die Monumentalität und die Ausnützung der natürlichen Gegebenheiten
lassen den Betrachter nur staunen. Pilger errichteten an der Stelle,
vor der sie zum ersten Mal nach oft monatelangen Wanderungen seine goldenen
Dächer leuchten sahen, Steinberge und warfen sich zu Boden. Der französische
Missionar Abbé Huc schrieb 1846: "Der Palast des Tale Lama verdient
seinen über alle Welt verbreiteten Ruhm. Er führt
den Namen Buddha La, das heißt Buddha-Berg. Auf einem gewaltigen, von
der Natur gebauten Sockel haben die Verehrer des Tale Lama einen prachtvollen
Palast errichtet, in demselben residiert die Fleisch gewordene, lebendige
Gottheit - Von diesem Heiligtum übersieht man weit und breit die Gegend
und blickt an hohen Festtagen auf die unzähligen Scharen der Andächtigen,
welche aus der Ebene heranziehen und am Fuße des heiligen Berges sich
zu Boden werfen. Von Lah Sa bis Buddha La führen zwei herrliche Baumgänge.
In ihnen sieht man täglich viele fremde Pilger ihrer buddhistischen
Rosenkranz beten, und Lamas vom Hofe in prächtiger Tracht auf reich
angeschirrten Pferden reiten." 1645 begann der 5. Dalai Lama den Bau
des heutigen Potala als Manifestation der neuen Macht der Gelben Kirche.
1653 war der elfstöckige Weiße Palast (Potrang Karpo) fertig, und der
Gottkönig übersiedelte vom Kloster Drepung dorthin. Als 1682 der "Große
Fünfte" starb, hielt der Regent Desi Sangye Gyatso (1653-1705) den Tod
geheim, um den Weiterbau nicht zu gefährden, denn nur die Verehrung,
die die Menschen dem Dalai Lama entgegenbrachten, ließ sie ihre harte
Arbeit widerspruchslos hinnehmen. Einzig der Kammerdiener und ein Mönch,
der ihm ähnlich sah und bei den Zeremonien seine Rolle spielte, waren
informiert. Als der Schwindel 1694 (zwölf Jahre später!) aufflog, waren
der dreizehnstöckige Rote Palast (Potrang Marpo) und auch die Grabkapelle
des "Großen Fünften" fertig. 1959 während des tibetischen Aufstandes
wurde auch der Potala mit Artillerie beschossen, aber nur wenig beschädigt.
In der Zeit der Kulturrevolution stand der Potala unter dem persönlichen
Schutz von Zhou Enlai. Reguläre Truppen schützten ihn vor den Roten
Garden. Im Sommer 1994 wurde eine fünfjährige, von Beijing finanzierte
Restaurierungsphase beendet. Gemälde wurden mit einer Schicht aus farblosem
Lack überzogen, elektrisches Licht wurde installiert. Schon die Zahlen
beeindrucken: Der Potala ist etwa 400 m lang (O-W) und bis zu 117 m
hoch; er bedeckt 130.000 Quadratmeter Fläche, (das entspricht etwa der
Wohnfläche von 1.000 durchschnittlichen Einfamilienhäusern in Westeuropa);
15.000 Säulen tragen die Decken. Die leicht nach innen geneigten Mauern,
die direkt aus dem Felsen zu wachsen scheinen, sind unten bis zu 5 Meter
stark, oben noch zwei Meter. Baumaterialien sind Steine, Holz und Mörtel.
Man goss flüssiges Kupfer in die Fundamente, um die Erdbebensicherheit
zu vergrößern.
SERA, der "Wildrosenhof": Sera ist die jüngste, der "drei Säulen der
Gelben Kirche", es wurde erst 1419 gebaut, im Todesjahr von Tsongkapa.
Gründer war sein Schüler Jamchen Chöje oder Sakye Yeshe (1355-1435).
Dieser gelehrte Mönch besuchte als Vertreter Tsongkapas dreimal den
Ming-Kaiser in China. Daher bestand zwischen Sera und China eine besondere
Beziehung. Sera liegt am Fuß der Berge, fünf Kilometer nördlich von
Lhasa, unterhalb einer Einsiedelei (Sera Utse), in der Tsongkapa einige
Jahre verbraucht hat. Jahrhunderte lang war Sera berühmt für die Gelehrsamkeit
seiner Mönche, aber auch gefürchtet wegen der Rauflust einer Gruppe
von Laienbrüdern (Dob-Dob), die schwere körperliche Arbeiten verrichteten
und eine Art Mönchspolizei bildeten. Von Adligen wurden Sie als Leibwachen
engagiert. Übernachtung in Lhasa.
Tag 04 : Lhasa - Gyantse
Reise über Land nach Gyantse. An der Strecke traumhafter
Ausblick auf Tibets schönsten See, den türkisblauen Yamdrok Yamtso (Yamdrok
bedeutet Jade, 4.482 m Meereshöhe, 180 qkm) in der Form einer Orchidee
oder eines Skorpions. Eisbedeckte Gipfel bilden die Kulisse: im Westen
der 7190 Meter hohe Nayun Kang, im Süden der 7.554 Meter hohe Kula Kangri,
Bhutans höchster Berg. Hier fand 1904 das letzte Gefecht zwischen den
britischen Truppen von Colonel Younghusband und den Tibetern statt.
Der Yamdrok Yamtso gehört mit dem Lhamo Lhatso, dem Nam Tso und dem
Manasarovar zu den vier heiligen Seen Tibets.
GYANTSE, der "Königliche Gipfel": Gyantse (3.950 m, 20.000 Einwohner,
ca. 260 km von Lhasa), "Königlicher Gipfel", war einst Tibets drittwichtigste
Stadt am Kreuzungspunkt der bedeutendsten Handelsstraßen von Nepal,
Indien und Bhutan nach Lhasa. Ein hoher Felsrücken mit der Burgruine
teilt Gyantse in zwei Bezirke. Im Westen breitet sich der große Klosterkomplex
und ein Teil der Altstadt mit der breiten Marktstraße aus, im Osten
liegt der kleinere Altstadtteil (meist Bauernhäuser). Die neuen Bauten
der Chinesen bilden einen Ring um die tibetische Stadt. Mehr als in
anderen Städten hat sich in Gyantse das alte Tibet mit seinen geweißten
Häusern und den farbigen Fensterverkleidungen erhalten. Die Marktstraße
zum Palkhor-Kloster (Dzongdun Lam) mit den Geschäften ist heute eines
der schönsten Ensembles des Landes. Jahrhundertelang war Gyantse Tibets
Zentrum für Wollwaren und Webarbeiten (1954 arbeiteten 80 Prozent der
Einwohner in diesem Gewerbe) und Ausgangspunkt für den Export von Schaf-
und Yak-Wolle nach Nepal und später, im 20. Jahrhundert, nach der Younghusband-Expedition,
auch nach Indien. Seit der Schließung der Grenzen 1959 hat Gyantse seine
Bedeutung verloren, nur eine Teppichweberei (Gyantse County Rug Factory)
im östlichen Teil der Stadt nahe der Burg erinnert noch an die alte
Tradition.
PALKHOR-KLOSTER: Der Klosterbezirk Palkhor oder Palkhor Chöde aus dem
14. und 15. Jahrhundert am Ende der Marktstraße wirkt wie ein Gegengewicht
zum Dzong. Palkhor war keine Klosterstadt in der Art von Tashilunpo
oder Drepung. Palkhor war ein ökomenisches Zentrum. Innerhalb einer
starken Mauer gruppierten sich neben dem Tsuklakhang und dem Kumbum-Chorten
15 kleine Klöster der verschiedenen tibetischen Sekten (9 Gelugpa, 3
Sakyapa, 3 Shalupa). Einmalig für Tibet ist, dass in Gyantse auch die
nicht reformierten Orden der Rotmützen noch bis ins 20. Jahrhundert
unterhalten werden durften und dass besondere Festlichkeiten gemeinsam
im Tsuklakhang begangen wurden. Allerdings hatten die Gelbmützen das
Übergewicht, und ein von Lhasa berufener Abt bildete die höchste Autorität.
Im 18. Jahrhundert sollen dort 3.000 Mönche gelebt haben, später waren
es um die 800.
Übernachtung in Gyantse.
Tag 05 : Gyantse - Shigatse
Weiterreise nach Shigatse.
SHALU - Zentrum der Tranceläufer: Das Kloster Shalu wurde schon im 11.
Jahrhundert während der von Westtibet ausgehenden Renaissance des Buddhismus
von einem Adelsgeschlecht gegründet. Später war Shalu abhängig vom mächtigen
Sakya. 1045 verbrachte Atisha, der große Meister aus Bengalen, drei
Monate in Shalu. 1320 kam Butön (1290-1364), einer der größten tibetischen
Schriftgelehrten. Er war verantwortlich für die künstlerische Ausgestaltung
der vier Kapellen im Obergeschoß. Er sammelte alle tibetischen Übersetzungen
der indischen Kommentare zu Buddhas Lehre, ordnete sie und schrieb sie
mit eigener Hand ab (insgesamt 225 Bände!). Er hinterließ darüber hinaus
noch ein 26-bändiges Nachschlagewerk zum tibetischen Buddhismus und
schrieb selbst zahllose Kommentare. Durch seine Auslegung der Schriften
begründete er aufbauend auf der Kadampa- und Sakyapa-Tradition eine
eigene Schule, die Shalupa, deren Verbreitung jedoch auf dieses Gebiet
beschränkt blieb. Sein Hauptwerk ist seine berühmte "Geschichte des
Buddhismus in Indien und Tibet", das die Mönche heute noch zu Studienzwecken
benutzen. Während der Kulturrevolution haben Rotgardisten alle seine
Handschriften verbrannt. Ende des 13. Jahrhunderts wurde das Kloster
"als Paradies des Avalokitesvara" mit Hilfe der mongolischen Kaiser
in China nach einem Erdbeben renoviert und bedeutend vergrößert. Der
von massiven, nach innen geneigten Mauern umgebene Hof ist typisch mongolisch,
die grünen und gelben Glasurziegel und die geschwungenen, übereinander
liegenden Pagondendächer selbst sind chinesisch, während die Wandgemälde
- sie gehören zu den ältesten und schönsten des Landes - stark von nepalesischen
Künstlern am Hofe im heutigen Beijing und Kaschmir beeinflusst sind
und als Vorläufer des späteren Gyantse-Stils angesehen werden. Seit
Butön war Shula auch Ausbildungszentrum für Tranceläufer, die Berichten
zufolge große Entfernungen, ohne jemals anzuhalten oder auszuruhen,
zurücklegen konnten. Dabei durften sie durch nichts gestört werden.
Durch jahrelange Meditation und Konzentration in völliger Abgeschlossenheit
versuchten viele Yogis, die Materie dem Geist unterzuordnen und paranormale
Fähigkeiten zu erlangen. Dazu gehörte das willkürliche Beeinflussen
der Körpertemperatur (Tummo) - dadurch konnten Einsiedler nackt oder
jedenfalls nur leicht bekleidet die Winter im hochgebirge überleben
(als Abschlussprüfung musste der Yogi auf einem schneebedeckten Berggipfel
zwölf große, nasse Tücher hintereinander auf dem bloßen Körper trocknen)
- und das Aufheben der Schwerkraft (Levitation).
TASHILUNPO, der Segensberg: Es liegt am Südhang des Dromari (Tara-Berg)
am westlichen Ende von Shigatse. Mit rund 600 Mönchen, davon sogar 100
Novizen, ist Tashilunpo heute das Kloster Tibets mit den meisten religiösen
Aktivitäten. Hunderte von Pilgern aus allen Landesteilen und manche
aus Nepal ziehen täglich mit Opfergaben durch die heiligen Räume. Das
Kloster wurde 1447 von Gedundup, dem späteren 1. Dalai Lama, einem Neffen
und Schüler Tsongkapas, gegründet. Gedundup ist auch dort begraben.
Doch trotz dieses bedeutenden Gelbmützenklosters blieb die Provinz Tsang
damals fest in den Händen der nicht reformierten Rotmützen, und die
Äbte mussten mehrmals nach Lhasa fliehen. Erst nachdem der "Grosse Fünfte"
die weltliche Macht in Tibet übernommen hatte, wurde der Einfluss der
Rotmützen gebrochen. Lobsang Chökyi Gyaltsen (1570-1662) erhielt vom
5. Dalai Lama den Titel Panchen Rinpoche (vierter!). Seine drei Vorgänger
wurden posthum zu Panchen Lamas, einer Inkarnation des Buddha Amitabha.
Das Kloster wurde unter dem 4., 5. und 6. Panchen Lama bedeutend erweitert.
Das Jahr 1791 beachte einen Rückschlag: Die Gurkhasoldaten des nepalesischen
Königs fielen in Westtibet ein und plünderten auch das Kloster. Chinesischen
Truppen gelang es, sie wieder zurückzuschlagen. Sven Hedin berichtet
1907 von 3.700 Mönchen. Tashilunpo war wie die drei Säulen der Gelben
Kirche - Ganden, Drepung und Sera - organisiert. Die Äbte der vier Fakultäten
leiteten nach dem Tod eines Panchen Lama die Suche nach seiner Inkarnation,
einer von ihnen wurde jeweils vom Dalai Lama zum Gouverneur von Tsang
bestellt. An die 500 kleinere Klöster gehörten früher zum Einflussbereich
des Panchen Lama, darunter so berühmte wie Yonghehong in Beijing ("Lamatempel")
und Filialen in Chendu und Gyantse. Übernachtung in Shigatse.
Tag 06 : Shigatse - Tsetang
Morgens Fahrt über Land nach Tsetang. In der Nähe
von Tsetang an der Mündung des Yarlung-Flusses überrascht das Land durch
seine Fruchtbarkeit: ausgedehnte Weizen- und Gerstenfelder, breite Streifen
von Pappeln und Weiden und sogar Gärten mit Apfel- und Birnbäumen, für
das Gebiet berühmt ist. Nirgendwo sonst sind die Farben intensiver als
in Tibet. Das liegt sicher an der Höhe wie auch an der trockenen und
staubfreien Luft. In Tsetang und im Yarlungtal stand sozusagen die Wiege
der tibetischen Kultur. Östlich der Stadt wird auf dem heiligen Berg
Gonpo Ri (ca. 4.060 m) auf die Höhle gezeigt, in der Chenrezi als Affe
gelebt und mit der Dämonin sechs Kinder gezeugt haben soll. Auf tibetisch
bedeutet Tsetang "Spielplatz" (für die ersten sechs Tibeter). Das Feld
hinter dem Krankenhaus wird als erster Acker in Tibet bezeichnet (nach
anderer Ansicht befindet sich der erste Acker unterhalb des Yumbulakhang).
Chenrezi soll da erstmals Getreide angebaut haben. Jedes Jahr pilgern
Bauern vor der Aussaat dorthin, um eine Handvoll Erde für ihre eigenen
Felder mit nach Hause zu nemen. Tsetang (3.400 m, chin. Zedang, 190
km von Lhasa, 87 vom Flughafen, ca. 14.000 Einwohner, heute drittgrößte
Stadt in der TAR Tibet Autonomen Region) mit breit angelegten Alleen
und mehrstöckigen Betonbauten ist heute die Hauptstadt der Provinz Shannan.
Es ist im Laufe der Zeit mit dem südlich angrenzenden Netong zusammengewachsen.
Netong war im 14. und 15. Jahrhundert Zentrum der Phakmodrupa-Dynastie,
die Sakya die Herrschaft über Zentraltibet ablöste. Übernachtung in
Tsetang
Tag 07: Tsetang
Besichtigungen in Tsetang und Umgebung.
YUMBULAKHANG: Schon von weitem auf einem Bergkammsichtbar ist der Yumbulakhang
(15 km von Tsetang, 6 km südl. von Trandruk), das der Legende nach älteste
Gebäude Tibets, in dem der erste König Nyatri Tsenpo gelebt haben soll!
Jeder Stein dort ist mit Legenden und Geschichten verbunden. Anfangs
als Festung verwendet, wurde der Yumbulakhang später - wahrscheinlich
unter Srongtsen Gampo - zu einem Tempel. Forschungen haben ergeben,
dass die älteste Bausubstanz (mit Erde verbundene, grob behauene Steine)
aus dem 7. Jahrhundert stammt (die beiden untersten Kapellen). Im 15.
Jahrhundert errichtete Khedrup Je, Schüler des Tsongkapa, das Kloster
Riwo Chöling. Sein endgültiges Aussehen erhielt der Yumbulakhang in
der Zeit des 5. Dalai Lama (2. Stockwerk mit Golddach). Während der
Kulturrevolution wurde der Yumbulakhang zerstört, aber 1982 originalgetreu
wieder aufgebaut.
GRÄBER DER ERSTEN KÖNIGE: Chonggye, 28 km südwestlich von Tsetang, war
die alte Hauptstadt der tibetischen Dynastie. Als König Srongtsen Gampo
im 7. Jahrhundert die Residenz nach Lhasa verlegte, verlor es an Bedeutung,
blieb aber Begräbnisstätte der Yarlungkönige. Oberhalb der kleinen Stadt
sind die Ruinen des Chingwa Tagtse Dzong oder Chonggye Dzong auf dem
Hang leicht zu erkennen. Dort soll die zentrale Residenz der Yarlungkönige
gewesen sein. 1617 wurde in dieser Festung der spätere 5. Dalai Lama
geboren. Bis 1959 war der Dzong noch völlig intakt. Unterhalb des Dzong
können Sie die Ruinen des Riwo Dechen-Klosters sehen. Es wurde im 15.
Jahrhundert von einem Schüler von Khedrubje gegründet (Khedrubje war
einer der beiden Lieblingsschüler von Tsongkapa und wurde posthum zum
1. Panchen Lama ernannt). Einige Gebäude wie z. B. der Maitreye-Tempel
wurden neu errichtet, ca. 70 Mönche.
TAL DER KÖNIGE: Im Tal der Könige südlich von Chonggye sind einige Erdhügel
zu sehen (10 im Tal des Chingwando rechts, 6 im Dungkhar-Tal daneben
links). Es sind Gräber aus dem 7. bis 9. Jahrhundert (bis zum Ende der
Dynastie durch Langdarma). Ursprünglich waren die Hügel vermutlich mit
Steinen verkleidet. Historische Berichte sprechen von 16 herrschern,
die hier bestattet worden sind, der erste war Srongtsen Gampo, der letzte
Langdarma. Der Hügel des Srongsten Gampo (608-649) ist leicht zu finden
(Höhe 13,4 m, Seitenlänge 129m). Er trägt noch als einziger einen kleinen
Tempel auf der Spitze. Steinstufen führen hinauf. Von ober kann man
alle 10 Gräber des Chingwando-Tals sehen. Übernachtung in Tsetang.
Tag 08 : Tsetang - Samye - Lhasa
Ausflug und Besichtigung
des Klosters Samye.
SAMYE - Abbild des Universums: Samye liegt am nördlichen Ufer des Tsangpo,
etwa 40 km westlich von Tsetang. Die Anreise ist etwas abenteuerlich,
deshalb auch der ganze Tag einzuplanen. Bei km 155 (von Lhasa gerechnet)
ist die Anlegestelle der Fähre, eines offenen selbst gebauten, flachen
Bootes, das von einem Traktormotor angetrieben wird. Die Überfahrt dauert
bis anderthalb Stunden, je nach Wasserstand und Lage der Sandbänke.
Manchmal fällt der Motor aus, manchmal läuft die Fähre auf. Der Landeplatz
liegt einige Kilometer oberhalb von Samye im Surkhar-Tal. Weitertransport
(9 km, 30 Minuten) auf der Ladefläche eines LKW. Permit ist notwendig,
es wird an der Anlegestelle vor der Abfahrt kontrolliert. Nach etwa
10 Minuten Fahrt sehen Sie links am Berg fünf weiße Stupas (Tib.: Chorten
Rigna). Sie bezeichnen den Ort, an dem Padmasambhava den tibetischen
König Trisong Detsen erstmals getroffen hat. Daneben Felsmalereien,
meist Amitayus. Das erste Kloster in Tibet wurde in Samye um das Jahr
775 in der Regierungszeit des "zweiten Religionskönigs" Trisong Detsen
mit Hilfe von Padmasambhava und Shantaraksita, beide aus Indien, gegründet,
in einer Zeit der Konflikte zwischen Buddhismus und Bön-Religion, zwischen
König und Adel. Samye wurde zum königlichen Tempel, zum Zentrum des
Buddhismus und gleichzeitig zu einem politischen Zentrum. Die Anlage
entspricht den buddhistischen Vorstellungen vom Universum. Vorbild soll
der Tempel von Otantapuri (heute indischer Bundesstaat Bihar) gewesen
sein. Der Haupttempel im Zentrum steht für den mythischen Berg Meru.
Rundherum, jedoch nicht genau in den Himmelsrichtungen, baute man vier
Tempel für die vier Kontinente. Diese Tempel wurden mit Ling, das heißt
Kontinent, bezeichnet. Links und rechts davon standen zwei kleinere
Tempel für die acht Nebenkontinente (Ling-tren). Im Norden und Süden
kam dazu noch je eine Kapelle für Mond (N) und Sonne (S, jetzt zerstört)
als Symbole der Polarität aller Dinge. Fahrt zurück nach Tsetang. Übernachtung
in Tsetang.
Tag 09: Lhasa - Abreise
Fahrt von Tsetang entsprechend der Weiterreise direkt
zum Flughafen Lhasa.