Allgemeines
Allein die territoriale Größe Indiens mit einer Ausdehnung von 3.200 Kilometern von Nord nach Süd und 3.000 Kilometern von Ost nach West macht deutlich, dass Indien ein Land von kontinentalen Ausmaßen ist: Übertragen auf Europa entspräche dies einer Fläche vom Nordkap bis Belgrad und von Brüssel bis Moskau. Innerhalb dieser Grenzen entfaltet sich eine auf der Erde einzigartige Vielfalt an Landschaften, Ethnien, Sprachen, Kulturen und Religionen.
An- und Abreise
Von Deutschland aus fliegen alle bekannten Fluglinien mehrmals pro Woche nach Delhi und Bombay (Mumbai), einige wenige Verbindungen bestehen auch zum Beispiel nach Madras (Chennai), Calcutta und Bangalore. Aber auch immer mehr regionale Flughäfen werden angeboten, allen voran der bekannteste Badeort Goa, der von mehreren europäischen und arabischen Fluglinien ab Winter 2023/2024 angeflogen wird. Indien wird sich in Zukunft noch mehr auf den Tourismus und die dazugehörige Infrastruktur konzentrieren. So entstehen im ganzen Land neue Bahntrassen oder alte werden modernisiert für Hochgeschwindigkeitszüge, die mehr und mehr Metropolen verbinden sollen. Auch das Straßennetz bekommt neue Impulse, allen voran durch die neue durchgehende Autobahn zwischen Delhi und Mumbai. Die Strecke von ca. 1.420 km soll bis Ende 2024 fertiggestellt sein. Dann beträgt die Fahrtzeit ca. 22 Std. unter Berücksichtigung des "Speed limits" von 120 km/h. Große Infrastrukturprojekte werden derzeit im ganzen Land umgesetzt.
Einkaufsmöglichkeiten:
Als ein wahres Paradies für Souvenirjäger
macht Indien die Auswahl nicht einfach. Glücklicherweise kann man sich in Neu-Delhi
recht bequem einen Überblick über die Vielfalt indischen Kunstgewerbes verschaffen.
Im staatlichen "Central Cottage Industries Emporium", Janpath/Ecke Tolstoi Marg,
werden hochwertige Produkte aus ganz Indien zu festen Preisen angeboten. Größere
Gegenstände kann man sich mit See- oder Luftfracht in die Heimat senden lassen.
Um der Dezimierung der bedrohten Tier- und Pflanzenwelt nicht Vorschub zu leisten,
sollte man vom Erwerb von Elfenbeinarbeiten (meist ohnehin Fälschungen), Tierfellen,
Schildkrötenpanzern und seltenen Pflanzen Abstand nehmen.
Es ist heute nicht mehr leicht, echte Antiquitäten zu erwerben. Zum einen ist
der Markt leer gekauft, zum anderen unterliegen Gegenstände, die älter als 100
Jahre sind, Ausfuhrbeschränkungen. Auskünfte und Genehmigungen erteilt der Archaeological
Survey of India mit Niederlassungen in Delhi. Man übertreibt sicherlich nicht,
wenn man die meisten Antiquitäten als mehr oder minder gelungene Nachahmungen
bezeichnet. Einen billigen Trost bilden die hervorragend ausgeführten Repliken
des Nationalmuseums in Delhi. Schwerer Gold- und Silberschmuck ist noch immer
die wichtigste Kapitalanlage zur sozialen Absicherung der Frau. Während Goldschmuck
aufgrund des hohen Metallpreises (100% über dem Weltmarkt) als Andenken kaum
in Frage kommt, erfreuen sich Silbersachen großer Beliebtheit, allen voran der
schwere Nomadenschmuck Rajastans. Ausschlaggebend für den Preis eines Stückes
sind Silbergehalt (Stempel) und Gewicht. Die Handarbeit wird nur durch einen
geringen Aufschlag belohnt. Beim Kauf von Edelsteinen, für die vor allem Jaipur
berühmt ist, sollte man bei mangelnder Fachkenntnis größte Vorsicht walten lassen.
Kupfer- und Messingarbeiten sind über ganz Indien verbreitet und zuweilen mit
Silbereinlegearbeiten reich verziert. Es gibt sehr schöne, allerdings auch schwere
Bronzefiguren der indischen Götterwelt in traditionellem Stil. In den großen
Städten, insbesondere in Neu-Delhi, findet man günstig hochwertige Artikel aus
Büffelleder.
Bemalte Papiermachéartikel sind zwar die Spezialität Kaschmirs, jedoch wegen
der Unzugänglichkeit der Region mittlerweile in allen Touristenzentren erhältlich.
Man sollte darauf achten, dass die Gegenstände wirklich aus Papier und nicht
aus dem billigeren Karton gefertigt sind. Ausschlaggebend für den Preis ist
vor allem die Qualität der Dekoration. Am teuersten sind mit lichtbeständigen
Farben und echtem Gold bemalte Produkte. Es ist zu berücksichtigen, dass großflächige
Artikel durch die Klimaschwankungen reißen können.
Zentrum der Marmorverarbeitung ist Agra, wo viele kleine und größere Werkstätten
die Tradition der Mogulzeit fortführen. Vom winzigen Schachbrett bis zum repräsentativen,
mit Einlegearbeiten aus Silberfäden und Halbedelsteinen verzierten Tisch reicht
das Angebot. Vorsicht, die ziselierten Marmorschnitzereien bestehen häufig nur
aus gepresstem Marmorstaub. Um nicht mindere Qualität zu bekommen, könnte man
beispielsweise seine Einkäufe, sofern sie vom Verkäufer versandt werden sollen,
mit einem wasserfesten Stift signieren und dies auf Auftrag bzw. Rechnung vermerken.
Durch den Tourismus hat die Miniaturmalerei der Mogulzeit eine Renaissance erlebt.
Die größte Auswahl hat man in Jaipur und den anderen Städten Rajastans. Qualität
und Preis variieren stark. Angeboten werden auch Malereien auf Elfenbein. Abgesehen
davon, dass hierfür ein Ein- und Ausreiseverbot besteht, dürfte es sich in den
meisten Fällen um Büffelhorn oder Knochen handeln.
Stoffmalereien sind ebenfalls beliebt. Auch hier reicht das Angebot von exquisiten
Einzelstücken aus reiner Seide bis zu rustikaler, auf Gehsteigen ausgebreiteter
Massenware für durchreisende Touristengruppen.
Indiens lange Tradition der Textilverarbeitung hat zu einer unendlichen Vielfalt
von Mustern, Webarten und Qualitäten geführt. Angeboten werden vor allem Stoffe
aus Baumwolle und Seide. Allein von der Baumwolle werden 23 Arten kultiviert.
Assam ist die Heimat der wilden Seide, deren kostbarste, goldgelbe Variante
muga heißt. Überwiegend kommt jedoch "gezüchtete" Maulbeerseide in den Handel.
Verbreitet ist auch ein Mischgewebe aus Baumwolle und Seide, neuerdings auch
in Verbindung mit Kunstfasern. Ein Tipp zum Kauf reiner Seide: Über einer Flamme
schmelzen Kunststofffasern, Seide verkohlt. Die Verzierung der Stoffe erfolgt
in mannigfachen Formen. Neben dem Bedrucken, früher per Hand mit Holzruckstöcken,
heute maschinell, ist die Abbindetechnik weit verbreitet. Entweder werden die
Garne vor dem Weben mit dieser Methode eingefärbt (ikat) oder später die fertigen
Stoffe (bandhani).
Vornehmlich in Nordindien werden hervorragende Teppiche geknüpft, die ihren
persischen Vorbildern keineswegs nachstehen. Zentrum traditioneller Muster ist
Agra, während sich in Rajastan interessante lokale Varianten finden lassen.
Material, Knotendichte, Knotenart und verwendete Farben sind die wesentlichen
Kriterien zur Qualitätsbestimmung.
Einreisebestimmungen
Voraussetzung sind ein noch mindestens
6 Monate gültiger Reisepass und ein kostenpflichtiges Visum. Das Visum wird
heute am besten als E-Visum beantragt bei: https://indianvisaonline-gov.org
Eine gute deutschsprachige Möglichkeit besteht bei: https://www.india-visa-online.org/de/visa
Das Touristen-Visum ist 30 Tage gültig, berechtigt zu 2 Einreisen und kostet
etwa EUR 50 inkl. aller Gebühren.
Wenn Sie eine andere Visumart brauchen, länger bleiben oder zu einem bestimmten
Zweck bleiben möchten, wenden Sie sich bitte an das zuständige Konsulat
für Ihr Bundesland oder an die Botschaft in Berlin.
Elektrizität
Wie in Europa wird in Indien Wechselstrom von 230 bis 240 Volt und 50 Hz benutzt. Elektrogeräte wie Rasierapparat, Radio oder ähnliches können also problemlos betrieben werden. Vielfach finden 3-polige Steckdosen Verwendung, mit denen jedoch nicht alle europäischen Zweipolstecker kompatibel sind. Will man ganz sicher gehen, empfiehlt sich die Mitnahme eines internationalen Adapters, der für wenig Geld in Elektrogeschäften erhältlich ist. Da Stromausfälle speziell am frühen Abend in Indien immer noch sehr häufig sind, gehört die Taschenlampe zur Standardausrüstung jedes Indienreisenden.
Fotografieren und Filmen
Indien ist ein Fotoparadies ohnegleichen,
sodass man genügend Filmmaterial im Gepäck haben sollte - und zwar mindestens
ein Drittel mehr als man normal veranschlagt -. Allerdings bekommt man in Indien
die gängigen Speicherchips und anderes Zubehör selbst in kleineren
Orten. Je besser bekannt der Ort für ausländische Gäste ist,
desto besser sind die örtlichen Händler auf den Bedarf der Gäste
eingestellt. Es zeigt sich, dass die Reiseleiter vor Ort bei Bedarf sehr gute
Kontakte zu Lieferanten haben, die auch gute Qualität liefern und das zu fairen
Preisen.
Bei aller Exotik vermeide man es jedoch, sich wie ein Jäger auf die Menschen
zu stürzen und zu versuchen, die Schattenseiten des indischen Alltags einzufangen.
Der Inder reagiert darauf sehr empfindlich. Zu respektieren sind auch die heiligen
Stätten, die nicht als Kulisse für Familienfotos gedacht sind. Man sollte niemals
versuchen, Menschen gegen ihren Willen abzulichten. Insbesondere gilt dies für
Frauen. Besondere Rücksichtnahme ist in islamisch geprägten Regionen (Ajmer,
Pushkar) und auf dem Lande angebracht. Verboten ist das Fotografieren von militärisch
bedeutsamen Anlagen wie Brücken, Staudämme und Fabriken. Bei kunsthistorischen
Städten dürfen grundsätzlich weder Stativ noch Blitz benutzt werden (Ausnahme
Nationalmuseum in Delhi, wo man blitzen darf). In vielen Tempeln kann man ein
Fototicket erwerben, in einigen ist das Fotografieren strikt verboten (z.B.
Jaintempel in Dilwara bei Mount Abu).
Bitte wundern Sie sich nicht, wenn Sie beim Eintritt in eine Sehenswürdigkeit
zusätzlich zur Eintrittsgebühr ein Ticket für Foto, Film- oder Videokamera lösen
müssen. Da dies für jeden Gast unterschiedlich ist, können wir diese Gebühr
- im Gegensatz zu den Eintrittsgebühren - nicht im Reisepreis einschließen.
Geld
Die
Banken sind meist nur Mo-Fr zwischen 10 und 14 Uhr geöffnet und das Wechseln
kann zu einer Nervenprobe werden. Es sei denn, Sie akzeptieren die geringfügig
höheren Kurse im Hotel. Die Erfahrung zeigt, dass die Kurse gegenüber der Bank
oder dem Money Changer nicht sehr unterschiedlich sind.
Man sollte bei einer Indien-Reise nicht sehr viel Bargeld bei sich führen,
weil gerade an touristisch frequentierten Orten immer wieder Taschendiebstähle
gemeldet werden.
Sie können überall im Land an den ATM-Maschinen einer Vielzahl von
Banken Bargeld in Rupien abheben. Die Abhebung erfolgt in der Regel mit einer
Kreditkarte, die Gebühren sind abhängig von der Summe und der ausgebenden
Bank der Karte bzw. dem Kartenunternehmen. An Bankautomaten mit dem Maestro-
oder Cirrus-Zeichen können Sie auch Geld mit Ihrer Euroscheck-Karte (Maestro-Karte)
abheben, aber das Maestro-System ist derzeit im Umbruch und deshalb sind genaue
Bestimmungen schwer zu bekommen.
Die indische Währung lautet auf Rupie (Rs) unterteilt in 100 Paisa (p). Die
Münzen haben einen Wert von 5, 10, 20, 25, 50 bzw. 1, 2, 5 Rs, die Banknoten
von 1, 2, 5, 10, 20, 50, 100 und 500 Rs. Die Ein- und Ausfuhr ist verboten.
Wechselkurs (Stand Juli 2023) 100 Rs = ca. 1,10 EUR, 1 EUR = ca. 90 Rs
Impfungen/Gesundheit
Die hygienischen
Verhältnisse in Indien lassen sich zwar nicht mit den unsrigen vergleichen,
beherzigt man jedoch einige Grundregeln, ist die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung
nicht größer als in Südeuropa.
Es gibt einige Tabus, die sich jeder Indienreisende zum Gesetz machen sollte:
Nie unabgekochtes Wasser trinken und davon ausgehen, dass auch das in den Hotels
servierte Trinkwasser nicht keimfrei ist. Kein Eis, keinen Salat und kein ungeschältes
Obst essen. Wir hatten allerdings damit in der Tophotellerie nie Probleme. Das
Lake Palace Hotel in Udaipur serviert fabelhaftes Eis als Dessert.
Keine bereits geschälten Früchte von Straßenständen zu sich nehmen, da diese
zum Frischhalten mit verschmutztem Wasser übergossen sein könnten. Das bei den
Reisenden so beliebte Lassi (Yoghurt mit Wasser) ist ebenfalls eine nicht zu
unterschätzende Gefahrenquelle. Problematisch sind auch Frischmilchprodukte
(TBC), Schweinefleisch (Trichinen), fettige und frittierte Speisen (schlechtes
Öl), Tiefkühlprodukte (mangelhafte Aufbewahrung) und Produkte aus frischen Eiern
wie Mayonnaise (Salmonellen).
Ins Gepäck auch eine eigene Wasserflasche. Das dort eingefüllte Trinkwasser
kann man ohne Geschmacksbeeinträchtigung mit Micropur-Tabletten (erhältlich
in deutschen Apotheken) entkeimen.
Beim Auftreten von Magen-Darm-Beschwerden kann man sofort mit der Einnahme von
Kohletabletten beginnen. Bevor man jedoch zu Antibiotika greift, ist es ratsam,
eine von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene, aus Salz, Kaliumchlorid,
Soda und Traubenzucker bestehende Lösung, z.B. Elotrans, in Wasser gelöst zu
sich zu nehmen. Derartige Mittel hält jede Apotheke in Indien bereit. Als wirkungsvoll
bei leichten Beschwerden haben sich auch Metifex und Loperamid bewährt, bei
schweren Infektionen Bactrin (Sulfonamid).
Durch geeignete Kleidung und richtiges Verhalten sollte man sich vor zu starker
Sonnenbestrahlung schützen. Vor allem beim Sonnenbaden ist äußerste Vorsicht
geboten, da die Wärmeregulierung durch den Klimawechsel ohnehin gestört ist.
Aber auch von Klimaanlagen geht eine nicht zu unterschätzende Gefahr aus, denn
kaum einer wird ohne ernsthafte Erkältung den fortwährenden Temperaturwechsel
überstehen.
Vor der Abreise ist es ratsam, sich mit seinem Hausarzt in Verbindung zu setzen
und sich eine kleine Reiseapotheke zusammenstellen zu lassen, die folgende Medikamente
enthalten sollte: Mittel gegen Magenschmerzen und Darmbeschwerden, Schmerzmittel,
Wundsalbe,
Impfungen:
Man sollte sich rechtzeitig (mindestens 8 Wochen) vor Abreise bei Gesundheitsamt,
Hausarzt oder Tropeninstitut über die notwendigen Impfungen erkundigen. Bei
Einreise aus Drittländern sind u. U. Sonderbestimmungen zu beachten. Wertvolle
Hinweise findet man unter folgender Adresse: www.fitfortravel.de (gegen Gebühr
kann man sich dort auch einen individuellen Impfplan aufstellen lassen.
Kleidung
Man
sollte auf pflegeleichte, strapazierfähige Kleidung achten. Teure Designerstücke
sind weniger angebracht; bei den einheimischen Waschmethoden und den aggressiven
Waschmitteln werden sie arg strapaziert, wenn man den in jedem Hotel angebotenen
Service nutzen will, seine Sachen waschen zu lassen. Zudem kann man sich vor
Ort sehr preiswert mit zweckmäßiger Bekleidung versorgen.
Nicht zu vergessen sind im Winter warme Pullover, da Heizungen in Verkehrsmitteln
und Hotels so gut wie unbekannt und die Bettdecken meist sehr dünn sind.
Klima
In einem dominant agrarischen Land wie
Indien sind die Unbilden der Witterung noch echte Schicksalsfragen. Vom rechtzeitigen
Eintreffen der Regenzeit hängen Ernte, Gesundheit, ja Überleben eines Großteils
der Bevölkerung ab. Zwar sind gerade in den letzten zwei Jahrzehnten viele Talsperren
und Kanäle gebaut worden, die die Landwirtschaft von den Zufällen des Monsunregens
unabhängig machen sollen, doch insgesamt ist der größte Teil des Landes auf
den jährlichen Regen angewiesen.
Jahreszeiten:
Diese Abhängigkeit vom jährlichen Regen verdeckt jedoch die Tatsache, dass der
Monsun im Grunde ein extremes Element im sonst eher ruhig verlaufenden Wandel
der indischen Jahreszeiten darstellt. Trotz aller regionalen Schwankungen in
diesem Land lassen sich drei Jahreszeiten unterscheiden: Sommer, Regenzeit,
Winter.
Sommer
Mit Sommer bezeichnet man in Indien die heißen und trockenen Monate von März
bis Mai. Nicht verwechseln sollte man diese Jahreszeit mit dem mitteleuropäischen
Sommer, tritt er in Indien doch mit viel größerer Entschiedenheit auf. Es regnet
dann so gut wie gar nicht mehr. Dafür steigt die Hitze bis Ende Mai auf über
45 Grad. Gerade in den extremen Trockengebieten im Nordwesten erschweren Sandstürme
das Leben. Insgesamt leidet das gesamte Land unter der Hitzeglocke, und wer
immer es sich leisten kann, entflieht speziell im April und Mai in die Bergregionen
des Himalaya. Kashmir, das Kulu-Tal und Darjeeling erleben jetzt den Ansturm
der indischen Mittel- und Oberschicht.
Monsun
Der etwa Anfang Juni vom Südwesten her mit dem Monsun eintreffende Regen wird
von den Menschen wie eine gottgesandte Erlösung empfunden. Der Himmel öffnet
seine Schleusen, entstaubt im wahrsten Sinne des Wortes die Luft, so dass man
endlich mal wieder richtig durchatmen kann. Zwar ist die unerträgliche Hitze
überstanden, dafür bedrückt nun ein feuchtes, schwülwarmes Klima das Leben der
Menschen. Während der Südwestmonsun etwa Mitte September den Rückzug antritt,
wird die Südostküste einmal von Oktober bis Dezember vom Nordostmonsun berührt,
so dass hier im Vergleich zum restlichen Indien überdurchschnittlich hohe Niederschlagswerte
zu verzeichnen sind. Der Monsun kommt durch den jährlichen Wechsel der Winde
zustande, die durch die Temperaturschwankungen zwischen Land und Wasser sowie
die unterschiedliche Sonnenbestrahlung der Erde entstehen. Im Sommer blasen
die Winde aus Südwest, im Winter aus Nordost. Sie transportieren riesige Wolkenmassen,
die sich dann als Monsunregen über dem Festland ergießen. Das eigentliche Problem
besteht jedoch darin, dass seine Zeit und Ergiebigkeit kaum vorhersehbar ist
und er zudem unregelmäßig auftritt. Kommt es an Ganges und Brahmaputra immer
wieder zu riesigen Überschwemmungen mit Tausenden von Toten, leiden die Menschen
im Südwesten, in Gujarat und Rajastan, unter jahrelangen Dürreperioden, in denen
kein Tropfen Wasser fällt.
Winter
Die angenehmste Jahreszeit beginnt dann im Oktober und reicht bis Februar. Winter
ist, zumindest was die Tagestemperaturen betrifft, ein recht irreführender Begriff,
liegen sie doch meist noch um 25 Grad. Richtig kalt hingegen wird es in den
Bergregionen des Himalaya mit nächtlichen Tiefsttemperaturen um den Gefrierpunkt,
speziell im November und Dezember.
Unterwegs
Mit dem Flugzeug: Das Inlandsstreckennetz
von IndiGo ist bereits riesig, Air India und Vistara (Tata-Konzern zusammen
mit Singapore Airlines Joint Venture) und die relativ neue, aber sehr expansive
Akasa Air teilen den Markt unter sich auf. Dazu kommen einige regionale Fluglinien,
die nur wenige Strecken bedienen. Insgesamt ist das Streckennetz riesig innerhalb
des Landes und die meisten touristisch interessanten Orte können per Flug
erreicht werden. WICHTIG: Die Inlandsflüge außer Air India und Vistara
erlauben nur ein Freigepäck von 15 kg. Darüber hinaus muss dazubezahlt
werden. Wir versuchen mit unseren örtlichen Partnern, immer Tickets inkl.
Zuzahlung anzubieten, aber wird nicht immer funktionieren.
Mit der Bahn: Indien unterhält eines der größten Eisenbahnnetze der Welt. Es
gab schon mehrere Shatabdi-Express Zuglinien in Indien, die große Städte
miteinander verbanden, aber 2019 wurde eine neue Ära im Zugverkehr in Indien
eingeweiht. Die Vande Bharat-Züge sind ein großer Erfolg bei den
Passagieren. Es ist der schnellste Zug Indiens mit einer Höchstgeschwindigkeit
von 180 km/h, während die Betriebsgeschwindigkeit aus Sicherheitsgründen
130 km/h beträgt.
Die inzwischen 13 Vande Bharat Trassen bieten tolle Verbindungen (https://en.wikipedia.org/wiki/Vande_Bharat_Express):
01. Delhi - Varanasi
02. Delhi - Shri Mata Vaishno Devi Katra
03. Gandhinagar - Mumbai
04. Delhi - Amb Andaura in Himal Pradesh
05. Chennai - Mysuru (Mysore)
06. Nagpur - Bilaspur
07. Howrah - New Jalpaiguri (Kolkata - Westbengalen)
08. Secunderabad - Visakhapatnam (Hyderabad/Telangana - Hafen am Golf von Bengalen,
ca. 400 km südlich von Bhubaneswar/Andhra Pradesh)
09. Mumbai - Solapur (ca. 300 km westlich von Hyderabad)
10. Mumbai - Shirdi (Weg östlich Richtung Aurangabad)
11. Delhi - Bhopal
12. Secunderabad - Tirupati (nordwestlich von Chennai)
13. Chennai - Coimbatore (ca. 200 km nordöstlich von Kochi/Cochin, Kerala)
(Quelle: 11.04.23, Premierministerium, Hindustan Times, New Indian Express)
Verpflegung unterwegs ist in der Regel kein Problem. Es gibt Tee und abgepacktes
warmes Essen. Nüsse, Obst, Kekse und Tee kann man von fliegenden Händlern auf
jedem Bahnsteig kaufen.
Mit dem Bus: Buslinien überziehen Indien dicht wie ein Spinnennetz. Aufgrund
des noch immer recht geringen Individualverkehrs gelangt man mit einem Bus bis
in das kleinste Dorf. Auf Langstrecken verkehren zuweilen recht komfortable
Deluxe-Busse, meist allerdings mit Video ausgestattet. Unmittelbar nach der
Abfahrt werden die Vorhänge zugezogen und die Lautsprecher bis zum Anschlag
aufgedreht! Von Nachtfahrten ist wegen der hohen Unfallgefahr abzuraten.
Mit dem Mietwagen: Die angenehmste Art des Reisens ist die Fahrt mit gemietetem
Fahrzeug und Fahrer. Unser Partner in Indien hat ein gute Zahl umsichtiger und
routinierter Fahrer unter Vertrag. Aufgrund des chaotischen Fahrstils speziell
bei den Überlandfahrten ist es auch nicht ratsam, zu versuchen, sich einen Wagen
ohne Fahrer - wesentlich teuerer als mit Fahrer - zu besorgen.
Nur zur Verdeutlichung sei erwähnt, dass die meisten Überlandstraßen nur 2-spurig
sind, die Bankette links und rechts der Straße meist ausgefahren sind, jedoch
manchmal als einzige Ausweichmöglichkeit mitbenutzt werden müssen. Die Straßenverhältnisse
sind sehr schlecht, man rechnet für eine Überlandstrecke von 250 km etwa 5 Stunden
Fahrzeit, manchmal ist es noch mehr. Durch die weiten Entfernungen und die Versorgung
des Landes hauptsächlich per LKW sind unverhältnismäßig viele Lastwagen unterwegs
und das erschwert auf einer 2-spurigen Strecke ganz erheblich das Vorwärtskommen.
Es gilt das Recht des Stärkeren und wenn man eher zurückhaltendes und vorsichtiges
Autofahren gewohnt ist, hilft manchmal nur - die Augen zu schließen. Andauernd
kommen einem auf den Überlandrouten Busse und LKWs entgegen, oft wird ein entgegenkommender
Bus oder LKW überholt und man sieht die Fahrzeuge direkt auf sich zukommen.
Gut möglich, dass neben den entgegenkommenden nebeneinander fahrenden Bussen,
noch ein LKW versucht, auf dem Bankett zu überholen, und das auf der Spur, auf
der man sich gerade befindet. Wirklich nichts für schwache Nerven, aber viele
Orte sind nicht anders als mit dem Wagen zu erreichen. Wir konnten allerdings
feststellen, dass die Fahrer wirklich über viel Erfahrung verfügen und alle
sind angehalten, eher defensiv zu fahren und lieber einmal etwas länger hinter
einem LKW herzufahren, als zu riskant zu überholen. Überraschenderweise sieht
man im Vergleich zum Verkehrsaufkommen recht wenig Unfälle. Was jedoch immer
passieren kann ist, dass auf der benutzten Spur unvermittelt ein LKW steht,
unter dessen Hinterachse einige Steinblöcke liegen und die Räder fehlen. Da
es keinen ADAC gibt muß der LKW-Fahrer zum Teil Stunden zu einer Autowerkstatt
laufen, um die Reifen wieder in Ordnung bringen zu lassen. Was auf Überlandfahrten
gerade in Rajastan vorkommt, sind die gemächlich dahinziehenden Kamel- oder
Ochsenkarren - auf der normalen Überlandstraße versteht sich. Ein weitere Faktor
sind die Kühe, die völlig unvermittelt auf die Straße trotten und der Fahrer
entscheiden muss, ob er links oder rechts vom heiligen Tier vorbeifährt, wie
die Laufgeschwindigkeit einzuschätzen ist oder ob Sie in der Mitte der Straße
stehen bleibt, um sich eines Fladens zu entledigen. Da es außerhalb der großen
Orte keinerlei Ampeln gibt, sind die Hupe und die Umsicht des Fahrers der beste
Wegbegleiter. Die wichtigsten Hilfen für das Autofahren in Indien - so sagen
es die Fahrer - sind: Hupe, Bremsen und Gottvertrauen. Gute Fahrt.